ECOTRAIL RUN PARIS -19,5 KM DURCH DIE STADT DER LIEBE
Im Februar diesen Jahres fragte mich eine gute Freundin, die gerade in Paris arbeitete, ob ich nicht spontan Lust hätte im März mit ihr den Eco-Trail Run in Paris mit zu laufen. 18 km, 400 Höhenmeter durch die Natur von Paris. ‚Klingt spannend!‘ dachte ich mir – Reisen und Sport verbinde ich sowieso total gerne, aber an einem Wettkampf bzw. Event im Ausland hatte ich bislang noch nicht teilgenommen. Umso spannender war diese Herausforderung und zu zweit macht es ja gleich doppelt so viel Spaß.
Voller Euphorie angemeldet, traf ich schon auf das erste Problem: Nachweis eines Gesundheitschecks vom Arzt. Ernsthaft Leute? Im Oktober bin ich den Halbmarathon in Köln gelaufen und da musste ich rein gar nichts nachweisen. Meine Hausärztin wollte mir dann auch noch erzählen, dass ich dafür alle möglichen Tests und selbstverständlich auch alles selbst bezahlen muss. Damit habe ich mich natürlich nicht zufrieden gegeben und versuchte es bei der Ärztin meines Freundes. Nach einem kurzen Wortwechsel „Frau Helser die 18 km schaffen Sie doch locker oder? – Ja klar, easy!“ habe ich innerhalb von 5 Minuten meinen „Gesundheits“-Stempel bekommen. Jawoll, geht doch!:D
Um den Lauf erfolgreich zu meistern, habe ich mein Training natürlich auch angepasst. Drei Läufe pro Woche wurden neben meinen regulären zwei team LOA Outdoor-Workouts eingebaut. Ein Mal die Woche habe ich versucht einen Langstreckenlauf mit Höhenmetern, sprich ca. 15 km mit einigen Hügeln und Treppen einzuplanen, damit sich mein Körper an die Belastung gewöhnen konnte.
2 Wochen vor dem Lauf und die Vorfreude stieg! Dafür wartete aber eine traurige Nachricht auf mich: meine Freundin konnte krankheitsbedingt nicht mitlaufen. Und nun? Laufe ich trotzdem? Allein in Paris? „Jetzt erst Recht – ich muss das Ding für uns beide rocken!“, dachte ich mir.
Wohnung über AirBnb gebucht, Sachen gepackt – los geht’s!
Am Abend vor dem Lauf habe ich mich dann nochmals genau erkundigt wo der Lauf genau statt findet, wie ich hin komme und was ich alles brauche. Und genau ab diesem Zeitpunkt: CHAOS!
Der Weg zum Start war mit öffentlichen Verkehrsmitteln viel zu umständlich zu erreichen. Ich stellte fest, dass ich keine Startnummer hatte, da diese 3 Tage vorher auf einer Messe in Paris abgeholt werden musste – und bekanntlich wird ohne Startnummer ja auch nicht gelaufen. „Toll!“, dachte ich mir.. „Jetzt kannst du dir das Ganze abschminken.“ Ich wusste nicht, wie ich hinkommen sollte, hatte keine Idee ob ich ohne Startnummer laufen kann und einen funktionsfähigen Herd oder Wasserkocher für meinen Haferbrei mit Bananen am Morgen gab es auch nicht. Es schien als sollte ich den Lauf nicht mitlaufen und meine Stimmung war vollkommen im Keller. „Okay ich bestell mir ein Taxi morgen früh und schau einfach ob es klappt – aufgeben ist nicht!“. Gedacht – getan. Nach einer Nacht mit vielleicht effektiv 3 Stunden Schlaf und einem Frühstück, was aus 3 Bananen bestand (da der Herd ja nicht funktionierte) stand das Taxi vor der Tür und ich sagte schon zu Simone, meiner Nachbarin die spontan mitgekommen ist und mich im Ziel abholen wollte: „Bis gleich – das wird eh nicht klappen! Wie denn auch ohne Startnummer?“. Ich gab dem Taxifahrer die Adresse vom Start und nach 20 Minuten waren wir endlich da! Aber natürlich nicht da, wo ich sein sollte… „Hier ist das Ziel.“, sagte ein Herr auf französisch zu uns. Nach einer kurzen Diskussion, dass diese Adresse ja als START im Internet auf der Eco-Trail- Seite hinterlegt ist und nicht als ZIEL gab er uns die richtige Adresse und ich gab dem Taxifahrer mein letztes Geld damit er mich zum RICHTIGEN Start bringen konnte.
Endlich da, eine riesige Menschenmenge vor mir, laute Musik, tolle Stimmung und ich hatte SO eine Lust zu laufen! Ich fragte so ungefähr 10 Franzosen, ob sie mir helfen könnten, ob ich noch irgendwo eine Startnummer nachträglich herkriege und alle sagten mir, dass ich keine Chance habe – die musste man schließlich vor 2 Tagen auf der Messe abholen…
Tränen in den Augen. War’s das jetzt? Alle wünschen dir viel Spaß, viel Erfolg, du freust dich wie ein Kind auf den Lauf und kommst nach Hause ohne ihn gelaufen zu sein? NEIN verdammt! Ich wollte partout nicht aufgeben! Also bin ich zum Moderator ganz nach vorne und habe das Problem seinem Kollegen geschildert.. er ist mit mir zu einem Stand, wo Startnummern für ein Unternehmen rausgegeben wurden und appellierte an die Dame hinter dem Stand, es gäbe doch so viele die krankheitsbedingt nicht laufen können – da wird ja wohl ne Startnummer übrig sein. Sie zögerte und gab mir letzten Endes tatsächlich diese verdammte Startnummer. WUUUAAAAAAAAAAAA!!!!! Meine Tränen liefen mir rechts uns links runter – vor Freude. Ich war so unfassbar glücklich, umarmte die Beiden und hab gefühlte 72356428653 Mal Danke gesagt.. Und dann: „In 5 Minuten geht’s los!“ What? Ich war noch nicht mal mehr auf Toilette oder so … okay 5 Minuten um zu realisieren dass ich tatsächlich doch laufen werde.. Ich rief noch schnell Simone an, hab ihr vor Freude ins Telefon geheult und ihr gesagt, dass ich nicht nach Hause komme und sie mich in ca. 2 Stunden am Ziel abholen kann. 😀
Okay die letzte Welle inklusive mir kriegt den Startschuss – durchatmen, let’s go! Die ersten 5 noch recht ebenerdige Kilometer galt es erstmal zu realisieren, dass ich nun wirklich laufen kann. Alleine. In Paris. Und ich habe keine Ahnung was für Höhenmeter hier auf mich zu kommen! Überglücklich bewunderte ich die unbekannte Umgebung und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
Ich war so unendlich dankbar, dass ich doch laufen durfte und habe den Lauf so sehr genossen und geschätzt. WOW – die Natur. WOW – Paris. WOW – das Laufen. Es hat sich einfach gut angefühlt.
Okay erster Berg – „eaaaasy“ denk ich mir! Jo, ging gut. Durchgelaufen – weiter gehts. Nächster Berg, noch steiler.. „Hoch mit dir!“. 200 Meter später: nächster Berg, noch steiler – „ehm wird das jetzt hier ne Wanderung oder was?“ Berg hoch gewandert, weil Laufen schlicht und ergreifend nicht möglich war. Km 9 – Halbzeit, sowie erste und letzte Verpflegung mit Kuchen (wtf?? :D), isotonischem Getränk, Orangen, Bananen, Rosinen – juhu!
5 Sekunden Isostop und weiter gings! Die nächsten 5 Kilometer waren eine wirkliche Herausforderung: ein Hügel steiler als der andere und die Beine wurden immer schwerer. Dafür aber eine unfassbare Natur und ein Freiheitsgefühl, welches ich in dieser Form noch nie hatte und das mir regelmäßig ein Lächeln ins Gesicht zauberte!
Berg auf, Berg ab – Berg auf, Berg ab.
Ab dem 15. km war ich gedanklich schon kurz vorm Ziel, hatte noch mehr Power, das Runners High machte sich bemerkbar und ich war schneller im Ziel als ich Gedanken übrig hatte! 😀 GESCHAFFT!
||19, 54 km | 400 Höhenmeter | 6’14″/km | 2:02:05 ||
Fazit: Anfangs war es wirklich sehr unorganisiert und Dinge wie die falsche Adresse auf der Webseite anzugeben gehen gar nicht! Auch ich hätte mich viel besser vorbereiten sollen. Also Tipp an euch: Vielleicht nicht ganz spontan bei einem Lauf im Ausland anmelden und vorher planen, wo ihr vor Ort schlaft (am besten eine Unterkunft in der Nähe des Events). Ansonsten war es eine unfassbar tolle Erfahrung und auch mal etwas ganz Anderes, als die üblichen Marathons auf Asphalt. Es hat mir zudem gezeigt, dass man immer weiter kämpfen sollte – hätte ich nach dem 6. Franzosen zu Beginn aufgehört nach einer Startnummer zu fragen, hätte ich sie nie bekommen. Und irgendwie war es auch total toll so ein Event mal alleine durchzulaufen – ein pures Gefühl von Freiheit und Stärke. Eco Trail Run – sicher nicht das letzte Mal!